Sie sind einfach etwas Besonderes für mich – Afrikas große Katzen. Tagsüber Meister der Entspannung, aber auf der Jagd ein geschmeidiges Muskelpaket mit explodierender Sprintkraft. Als Kind konnte ich an keinem Dokumentarfilm vorbei, wenn die Zauberworte „Serengeti“, „Masai Mara“ oder „Etosha“ im Titel vorkamen. In meinen damaligen Afrikabildern hatten die Löwen immer einen Ehrenplatz. Vielleicht zeige ich Dir nachher mal ein paar dieser Bilder aus Grundschulzeiten – ich habe sie nämlich noch… Jetzt aber erst einmal zu meinen aktuellen Löwenbildern.
Wie Du siehst, sind im nächsten Bild im Format 30×40 cm drei Löwen dargestellt, die im Schatten eines Baumes ruhen. Um der Hitze des Tages zu entkommen, nutzen sie den schmalen Streifen des Schlagschattens exakt aus:
Genau das ist auch das malerisch Spannende für mich bei diesem Motiv. Wir alle wissen, wie ein Löwe aussieht und würden seine Fellfarbe insgesamt vermutlich als beige oder gelb beschreiben. Aber führt es zum Ziel, wenn ich diese Farben für meine Darstellung der ruhenden Löwen benutze? Du hast Recht, wenn ich schon so frage, wird die Antwort wohl nein lauten.
Mein persönliches Ziel bei diesem Bild war es, die passenden Farben zu kreieren, um überzeugend darzustellen, dass die Löwen im Schatten liegen, während die Welt um sie herum im Licht erstrahlt. Wenn Du die Augen zusammenkneifst, wird Dir vor allem die linke Löwin sehr dunkel vor dem weiten Hintergrund erscheinen, während die rechte Löwin vor dem Baumstamm vergleichsweise heller wirkt. Trotzdem soll Dir und mir beim Betrachten natürlich klar sein, dass die Fellfarbe in Wirklichkeit nicht dunkelgrau-braun ist, sondern die Löwen in etwa so hell sind, wie der sandige Boden vor uns.
Jetzt zoome doch mal ein wenig in das Bild hinein oder schaue Dir den Detailausschnitt an. Erkennst Du, dass ich mir die Farbzusammenstellung des Fells trotz der Dunkelheit des Schattens nicht allzu leicht gemacht habe? (Ich hoffe es jedenfalls… ;-)) Wie dunkel darf die dunkelste und wie hell die hellste Stelle im Fell sein, damit die Szene überzeugend wirkt? Das war meine ständige Frage beim Mischen der Farbtöne und genau das hat für mich auch den Spaß beim Malen dieses Bildes ausgemacht.
Bei den folgenden zwei Bildern bin ich als Betrachter dichter dran an den Löwen. Ich habe Dir beide Bilder nebeneinander fotografiert, damit Du die unterschiedliche Farbtemperatur besser vergleichen kannst. Die Arbeiten sind zur selben Zeit entstanden und da ich in mehreren Schritten male, konnte ich gut zwischen den zwei ähnlichen Motiven wechseln. Wie Du siehst, habe ich beim linken Bild sehr ins Gelbe gemischt, weil ich sehen wollte, wie gut hierdurch die Hitze in diesem trockenen Flussbett rüberkommt. Beim rechten Bild war mir wichtig, den Unterschied zwischen dem Schatten im Hintergrund und der direkten Sonne im Vordergrund deutlich zu machen. Trotzdem habe ich mit den violetten Tönen des Schattens immer noch eine sehr warme Farbe gewählt.
Fällt Dir auf, dass sich diese grundsätzliche Farbtemperatur auch in den Löwen selbst wiederfindet? Das ist nötig, damit alles zusammen stimmig ist und sich die Löwen glaubhaft in dieser Landschaft bewegen. Meine größte Freude lag auch bei diesen kleinen Arbeiten im Format 24×32 cm in dem Kontrast zwischen Licht und Schatten. Es fasziniert mich immer wieder, wie sich ein Bild bei jedem Arbeitsschritt weiter verändert und was dabei schon kleine Abweichungen in den Tonwerten bewirken.
Zwei Jahre vor diesen Bildern entstand dieses große Gemälde in den Maßen 50×70 cm:
Man könnte sagen, dass es ein Wegbereiter für die kleinen Löwenbilder war, obwohl ich damit mal wieder einen ungewöhnlichen Weg gegangen bin, denn üblicherweise tastet man sich ja mit kleineren Arbeiten an die großen Gemälde heran. Aber das kennst Du vielleicht schon aus meinem Blogartikel Blick in mein Skizzenbuch, in dem ich ein wenig aus meinem Kunstunterricht in der Schule erzähle und verrate, dass Vorübungen noch nie meine Sache waren… Always think big! 😉
Und hier noch ein Bild mit einer Löwin, denn Löwenbilder kann man ja eigentlich nie genug malen.
Ich weiß noch genau, dass ich hierfür als allererstes einen Orangeton auf der Palette angemischt habe, der mir als bislang einzige Farbe auf dem weißen Künstlerkarton absurd dunkel vorkam. Es war nämlich der Farbton für das weiße Fell an der Kehle der Löwin! Mit „Male nicht, was du weißt, sondern was du siehst“, hatte ich mich vorher auf das Finden der richtigen Farben eingeschworen. Und so war ich zu Beginn meiner Arbeit wieder einmal davon überzeugt, es dieses Mal übertrieben zu haben. Mit der Vervollständigung des Motivs zeigte sich dann aber doch: Wer Sonne will, muss Schatten ertragen.
Diese Erkenntnis versuche ich, weiter in meinen Bildern umzusetzen. Bei der Löwin unten habe ich außerdem sehr auf die Wärme der Farben geachtet. Das Bild ist mit 18×24 cm noch einmal deutlich kleiner als die vorherigen. Trotzdem habe ich hier alles mit einem Borstenpinsel der Größe 12 gemalt, um einen „großzügigen“ Pinselstrich zu gewährleisten und nicht zu „kleinlich“ zu werden. Herausgekommen ist eines meiner aktuellen Lieblingsbilder:
Hatte ich Dir am Anfang versprochen, Dir ein „Frühwerk“ aus Kindheitstagen zu zeigen? Okay, dann nehme ich jetzt mal meine Mappe aus dem Schrank und blättere zu den Löwenbildern. Und hier ist eines davon:
Leider ist keines meiner Kinderbilder datiert. Ich schätze aber, dass ich dieses in der zweiten Klasse gemalt habe. Wie Du unschwer erkennst, habe ich damals gerade die Vorzüge einer Schablone für mich entdeckt. Dass alle weiblichen Mitglieder des Löwenrudels stets angespannt durch die Gegend schleichen, während nur der Löwenpapa gelassen und würdevoll dahinschreitet, habe ich für den technischen Fortschritt beim Malen offensichtlich in Kauf genommen… So sehen Löwen übrigens aus, wenn man ihr Fell einfach gelb malt. Gut getarnt sind sie damit ja durchaus – bis auf den Umriss und solange sie auf Sand laufen, der auch gelb ist. 😉
Mittlerweile macht es mir aber trotzdem Spaß, die eine oder andere Farbe mehr zu verwenden…
Viele meiner hier im Artikel vorgestellten Bilder kannst Du erwerben – schau hierzu in die Galerie.
Im Vergleich zu den kindlichen Zeichnungen ist eine klare Verbesserung festzustellen ;-))
Ich finde es als sehr schwierig, die Löwen im Schatten des Baumes (Baobab?) darzustellen. Ich weiss, dass bei der Fotografie ähnliche Probleme auftauchen, aber dank der Digitalen Technik kann man vieles ausgleichen. Aber es gelingt nicht immer, besonders wenn es sich um Schnappschüsse handelt. Da bleibt manchmal nur eine kurze Zeit für ein Bild. Bei der Malerei hat man doch etwas mehr Zeit.
Na, zum Glück! 😉
Die Beschäftigung mit den Farbwerten im Schattenbereich eines Bildes zieht sich durch alle meine Arbeiten der letzten Zeit. Ich finde dieses Thema unglaublich spannend und lohnenswert. Dass die Einstellungen bei der Fotografie ebenso spannend sind, glaube ich gern und freue mich über den Vergleich. Es sind drei verschiedene Dinge, was das Auge sieht, die Kamera abbildet und das Bild ausdrückt. Bei letzterem ist es zudem oft nicht dasselbe, was man hierfür an Farben auswählen muss, um diesen Ausdruck zu erzeugen.